Die organisatorische Struktur des SfE Mitte der 70er Jahre

Im SfE wurden intern viele Abkürzungen genutzt. Eine Übersicht dazu findet sich hier.


Rahmenvertrag mit dem Berliner Senat

Mit dem Berliner Senat be­stand ein Rah­menvertrag zur jährlichen Betreuung von mehr als 2.000 Kindern und Jugendlichen in den Som­merferien. Die Teilnehmer zwischen 9 und 16 Jahren (pro Ferienaufenthalt zwei bis drei Jahrgänge) wurden über die Berliner Bezirksäm­ter angemeldet und per Bus für je­weils drei Wochen in die vom Verein ausgesucht­en und ange­mieteten Heime gebracht. Berlin zahlte eine Tagespauschale pro Teil­nehmer und Betreuer und unterstützte jedes Betreu­ungsteam logistisch bei ei­nem Berlin­besuch mit Kin­dernachmittag und Eltern­abend.


Vorstand

Die Mitglieder wählten aus ihrer Mitte den Vorstand (V), der aus bis zu fünf gleichberech­tigten Personen bestand. Die Amtszeit be­trug zwei Jahre bei geringer Auf­wandsentschädigung. Au­ßerdem, das galt auch für alle übrigen Ver­eins­mit­arbeiter, wurden dienstlich verur­sachte Fahrtkosten gegen Abrechnung erstattet. Einige Vorstandsmit­glieder wohn­ten auch teilweise in Räu­men der Zentrale.

Die Vorstandsmitglieder führten zusammen mit der Geschäftsführung den Ver­ein und teilten sich in die Be­treuung der Arbeitsgemeins­chaften in Form von intensi­ver Korre­spondenz und ge­legentlichen Besuchen. All­gemein war es üblich, Sit­zungen der einzel­nen Gre­mien zu pro­tokollieren. Das galt nicht nur für den Vor­stand, sondern auch für die Mitglieder­ver­samm­lungen (MV) sowie die OK- und AG-Arbeit (siehe unten). Auch die Betreuerteams wurden ange­halten, ausführ­liche Be­richte über die durchgeführ­ten Feri­enaufenthalte zu er­stellen und der Zentrale zu übersenden.

Der Vorstand trug die Ver­antwortung für die gesamte Ferienaktion, setzte die Be­schlüsse der MV‘en um, beauftragte bedarfsweise Re­ferenten oder überregio­nale Mitglieder mit Sonder­aufgaben, sorgte für die nöti­ge Doku­mentation und Ar­chivierung und nahm auch die Kontak­te zu Berlin und den anderen Entsendestell­en wahr, später in Form jähr­licher „Stadträterun­den“ in Berlin.

Während der laufenden Feri­enaktionen im Sommer wur­de der Vorstand durch erfah­rene Vereinsmit­glieder un­terstützt, um im Rah­men des sogenannten „Notdiensts“ bei even­tuellen Schwierig­keiten der im Einsatz befindl­ichen Betreuerteams einzu­greifen und sie bedarfswei­se zu unterstützen.


Mitgliederversammlungen

Jede Arbeitsgemeinschaft entsandte ent­sprechend ih­rer Größe ein oder mehrere Mit­glieder in die Mitglieder­versammlungen (MV). Diese fanden zunächst einmal jähr­lich, später nach Bedarf öfter statt.

Zu den Mitgliederversamm­lungen (laut Sat­zung das höchste beschlussfassende Ver­einsorgan) wurde vom Vorstand eingeladen, der dazu eine Tagesordnung vorschlug und vorberei­tende Unterlagen versandte. Die Veranstaltungen fanden in wechselnden Tagungsstätt­en statt, meist über ein Wo­chenende, manchmal dauer­ten sie auch länger.

Typische Themen waren die Auswertung der gerade ver­gangenen sowie die Planung der ak­tuell bevorstehenden Ferienaufenthalte, aktuelle Besonderheiten z.B. im Um­gang mit den Berliner Behör­den, gelegentlich auch von der Presse aufgebauschte Skandale zu Beschwer­den von Eltern oder Bezirksamts­vertretern z.B. über be­stimmte Liederbuchinhalte. Regel­mäßiges Thema war die jährli­che Verteilung der mit Berlin vereinbarten Auf­enthalte an die Arbeitsge­meinschaften.

Vorstand und Geschäftsfüh­rung legten Rechenschaftsb­erichte vor und wurden per Be­schluss entlastet, Reviso­ren zur Prüfung der Vereins­finanzen bestimmt und ge­hört, Vor­standswahlen durchgeführt.


Arbeitsgemeinschaften und Organisationskollektiv­e

An gut zwanzig Hochschul­orten West­deutschlands und in Berlin unter­hielt der Ver­ein Arbeitsgemeins­chaften (AG’s). Sogenannte Organi­sations­kollektive (OK), bestehend aus Stu­denten, die schon SfE-Feri­enaufenthalte betreut hatten, war­ben hier durch Aushänge etc. die Betreuer für die je­weils nächste Ferienaktion an. Das geschah meist in Kooperation mit den Hoch­schulen vor Ort, da die Be­treuung eines SfE-Ferienauf­enthalts für angehende Päd­agogen als Sozialpraktikum anerkannt war.

In den ersten Treffen zu Be­ginn der Winter­semester wurden die Ziele des Ver­eins vor­gestellt, die u.a. in den Betreuerrichtlinien formuliert wa­ren, und über die zu bewälti­gende freizeitpädagogische Ar­beit informiert. Mögliche pädagogische Kon­zepte und typische Aufenthaltsaktivität­en wurden vorgestellt und die Interessenten in der zu beachten­den Aufsichtspflicht unter­wiesen. Typischerweise gab es dazu wö­chentliche Treffen, ergänzt durch vom OK organisierte Wochen­endseminare. Hier er­folgte dann auch die Teambildung, also die Aufteilung der künf­tigen Betreuer auf die kon­kreten Ferienaufenthalte.

Ab den 70er Jahren führte jedes Team einen vorberei­tenden Besuch „sei­nes“ Ferienheims durch, um sich über die Möglichkeiten vor Ort zu informieren. Oft kam ein Berlinbesuch hin­zu, um die Teilnehmer kennen­zulernen und sich auch den Eltern und Bezirksamtsvert­retern vorzustellen.

Nach der Durchführung der Aufenthalte fan­den zur Re­flexion Auswertetagungen statt. Zur Erstattung von Fahrtkosten und Sachauslag­en wurde eine AG-Kasse geführt, auch gab es eigene AG-Archive.


Pädagogische Konzepte

Das inhaltliche Selbstver­ständnis des SfE war Mitte der 70er Jahre so vielfältig wie sei­ne Be­treuer, Mitglie­der, OKs, Vorstände und üb­rigen Mitarbeiter. Pädagogi­sche, gesell­schaftliche und politische Strömungen aus allen Teilen der Republik ka­men zusammen und wandel­ten sich im Lauf der Jahre ent­sprechend dem jeweils herrschenden Zeit­geist. So bunt wie die verschiedenen Fraktio­nen an den FHs und Universitäten, so breit ge­streut waren auch die Über­zeugungen, die sich in der Regel nur schwer auf kleins­te ge­meinsame Nenner eini­gen konnten. Unter dem for­mellen Dach der jeweils ak­tuellen Betreuerrichtlinien und im üblicher­weise freizüg­igen Milieu pädago­gisch orientierter Stu­denten fanden die unterschiedlichs­ten Kon­zepte Platz, vom christlich angehauchten Fahrtenromantiker oder schöngeistig-ver­kopften Idea­listen über den pragma­tischen Praktikumsabsolven­ten ohne große inhaltli­che An­sprüche sowie linkslibera­le Laisser-Faire-Ansätze bis hin zu klassenkämpfe­risch-agitatorischen Vertretern etwa der Mar­xistischen Gruppe. Am Ende verfolg­te je­des Betreuerteam seine ei­genen freizeitpädagogischen Ideen.

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