Die Europa-Phase

Die Weiterentwicklung zum europäischen Verbund „Student für Europa – Étu­diants d’Europe“

Der europäische Gedanke spielte in den Gründungsjah­ren des SfB, wie generell in der bundesdeutschen Ju­gendarbeit, zunächst eine untergeordnete Rolle. Dabei hatte es bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg mit dem „Studentensturm in St. Ger­manshof“ im Jahre 1950 eine ebenfalls von den Universitäten ausge­hende Initiative mit dem sym­bolischen Abriss der Schlag­bäume an der Grenze zwi­schen Frankreich und Deutsch­land gegeben. Diese frühe Aktion und die Vision eines Europas ohne Grenzen wurde vor allem von der Poli­tik als lebensfremd be­wertet und geriet bald in Vergessen­heit. Ein Abbau der Perso­nenkontrollen an den Binneng­renzen der EU begann schrittweise erst 35 Jahre später nach dem Schengen-Abkom­men vom 1985.


Élysée-Vertrag 1963

Gleichwohl wurde der Ge­danke einer grenzüberschreit­enden Verständigung mit der Un­terzeichnung des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenar­beit, kurz Élysée-Vertrag, durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer im Jahr 1963 ein Wendepunkt nicht nur in den Beziehungen bei­der Länder, son­dern auch für die Vision eines geeinten Euro­pas. Mit diesem Vertrag sollten die jahrhun­dertealte Rivalität und Feindschaft beendet und eine verstärkte Zusammenarbeit zwi­schen Frankreich und Deutschland als Grundlage eines verein­ten und friedlichen Europas geschaffen werden.

Neben institutionellen Rege­lungen für eine gemeinsame Außen-, Europa- und Vertei­digungspolitik lag ein Schwerpunkt der Vereinbar­ungen auf einem möglichst intensiven Austausch einer Vielzahl von Initiativen der Zivilgesellschaft, so z.B. durch den Abschluss von über 2.300 Städte- und Ge­meindepartnerschaften.

Mit dem Ziel, die Beziehun­gen zwischen jun­gen Men­schen beider Länder zu stär­ken, wurde durch den Ver­trag auch das Deutsch-Fran­zösische Jugendwerk (DFJW) bzw. das „L’office franco-allemand pour la jeu­nesse (ofaj)“ geschaffen. Bis zu seinem 60-järigen Beste­hen im Jahr 2023 konnten so über 9,5 Millionen junge Franzosen und Deutsche an 382.000 Austauschprogram­men teilnehmen. Eine derart hohe Zahl an Begeg­nungen von jungen Men­schen hatte auch weitere Folgen: „Les bébés de l’ofaj“, die Kinder des DFJW, sind angesichts der unzählbar vielen deutsch-französischen Kin­der, die aus den während der Austauschse­mester an­gebahnten Partnerschaften hervor­gingen, in Frankreich eine stehende Rede­wendung.


Der „Student für Berlin e.V.“ wird europä­isch

Für den SfB hatte das DFJW im Hinblick auf seine interna­tionalen Aktivitäten eine her­ausragende Bedeutung. Die politische Einigung im Élysée-Vertrag fiel in den Universitäten auf fruchtbaren Boden, und so begann auch der SfB bereits 1963 mit der Planung eines länderüberg­reifenden Programms. Die tragende Idee kommt in einer Informationsbroschüre des SfE von 1964 folgenderma­ßen zum Aus­druck: „Die jüngste und junge Generati­on benachbarter Nationen kommt sich näher und schließt Freundschaften! Das Fremde und Trennende wird überwunden durch das Er­lebnis der Gemeinschaft, zu der sie drei Wo­chen lang verschweißt sind.“ Bereits 1964 wurden 600 Kinder in deutsch-französischen Feri­enlagern betreut (Lothar Strahl 1969, Bilanz der euro­päischen Aktivitäten).

Mit welchen Anlaufschwierig­keiten die Be­treuer in diesen Ferienlagern zu kämpfen hatten, beschreibt der Mitbe­gründer des SfB Werner Lauff in seiner „Histographie“ des SfB (deutsche jugend – Zeitschrift für die Jugendarb­eit, 33. Jg, Heft 12 1985, S. 527-535). Mit der traditions­reichen Konzeption der „Co­lonies de Vacances” und dem dazugehörigen Ausbil­dungssystem zum Moniteur bzw. Ani­mateur bestanden bewährte und schon seit vie­len Jahrzehnten etablierte Betreuungs­grundsätze. Wie sollte sich demgegenüber ein deutscher studentischer Ge­genentwurf durchsetzen kön­nen? Im SfB begann ein Pro­zess des kulturellen Lernens, der in der Er­kenntnis münde­te, dass nationale Unter­schiede nicht beliebig aus­tausch- und veränderbar sind, weil sie tief in den Insti­tutionen und der Kultur eines jeden Landes verwurzelt sind. Internationalität, so die erlernte Maxime, be­deutet keineswegs eine Synthese nationaler Besonderheiten und darf vor allem nicht zu kultureller Entwurzelung füh­ren (ebd. S. 528).

So wie im Élysée-Vertrag angedacht war auch das Bestreben des SfB nicht nur auf ein Europa der Institutio­nen ausgerichtet, son­dern auf ein Europa, das seinen Zusammen­halt aus den menschlichen Begegnungen und Beziehungen erfährt. Allerdings setzt auch die Or­ganisation von Begegnungen und Be­ziehungen ein gewis­ses Maß an Institutionalisier­ung voraus, wie es z.B. in Deutschland mit der Grün­dung der Zentrale in Bad Soden, der Bestellung eines studentischen Vorstands und der organisatorischen Mithilfe vieler frei­williger Helfer der Fall war – und in der Zusamm­enarbeit mit anderen Län­dern schmerz­lich vermisst wurde. Nur in Frankreich wurde mit dem Étudiants d’Europe eine vergleichba­re, wenn auch sehr viel kleinere Organisati­onsform gebildet. Formal einem deutschen eingetragenen Verein ver­gleichbar, handelte es sich um die „Association agréée par le Ministère de la Jeu­nesse et des Sports No 75-453“, die ihren Sitz in Paris hatte.


Sieben Jahre länderüber­greifendes päd­agogisches Engagement

Trotz enormer Anfangs­schwierigkeiten wurde in den Folgejahren das europäische Pro­gramm ausgebaut, paral­lel zu den Ferienla­gern mit ausschließlich Berliner Kin­dern. Durch Beschluss der Mitgliederversammlung vom 23.10.1965 änderte der Ver­ein im Hin­blick auf das euro­päische Vorhaben seinen Namen in „Student für Euro­pa – Student für Berlin e.V.“ (hier künftig SfE). So lautet der § 2 der 1969 neu verabschiede­ten Satzung wie folgt: „Ziel des Vereins ist es, persönli­che Kontakte zwischen den Jugendlichen, den Studenten und der übrigen Bevölkerung der europäischen Länder zu schaffen. Dazu führt der Ver­ein alljährlich vor allem eine Ferienak­tion für bedürftige Kinder und Jugendliche durch und übernimmt Aufga­ben der Freizeit- und Sozial­pädagogik.“

Bereits vor dieser formalen Änderung startete der SfB im Jahr 1964 sein europäisches Pro­gramm. Zum ersten Mal fanden deutsch-fran­zösische Aufenthalte statt, in denen 604 Kin­der aus beiden Län­dern betreut wurden, so­wie Aufenthalte in Finnland und Österreich. Im Jahr 1965 kamen Ferienlager mit Eng­land und Dänemark hinzu, später auch mit den Nieder­landen und Belgien, 1969 außerdem Schweden, Schweiz und Jugoslawien. Insbe­sondere der deutsch-ju­goslawische Aufent­halt fand bei den Entsendestellen wie in den Medien besondere Aufmerksamkeit, weil es dem SfE als einzigem Veranstal­ter gelungen war, ein solches Ferienlager mit einem sozia­listischen Land zu organisie­ren. Mit Schrei­ben vom 11. Februar 1969 bedankte sich der Bürgermeister der Stadt Mainz dafür, dass der SfE 20 Zagreber Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren in einem gemeinsamen dreiwöc­higen Ferienlager mit Main­zer Jugendli­chen betreuen würde.

Der Aufbau einer auch nur rudimentären Or­ganisation in diesen Ländern wurde im Re­gelfall dadurch initiiert, dass ehemalige Be­treuer oder Vorstandsmitglieder, die z.B. nach Wien oder Kopen­hagen gezogen wa­ren, dort eine studentische Arbeits­gruppe gründeten, die dann in Zusammenarbeit mit der Zentrale in Bad Soden die binationalen Aufenthalte vor­bereiteten. Auch die Grün­dung des Étudiants d’Europe in Paris ist auf einen solchen beruflich bedingten Umzug zurückzuführen.

In den sechs Jahren von 1964 bis 1969 wur­den in die­sen binationalen Aufenthal­ten 7.600 Kinder und Ju­gendliche betreut, davon 4.300 in den deutsch-franzö­sischen Ferienlagern, ein eindeutiger Schwerpunkt. Das war eine beeindrucken­de Bilanz für eine studenti­sche Initiative, die aus dem Nichts heraus während ihres Studiums viel Zeit (manch­mal auch zu viel zu Lasten des Studiums) dafür auf­brachten. Dieses große En­gagement vieler freiwilli­ger und unbezahlter Studieren­der in den Auf­enthalten und in der Zentrale, dem Pla­nungszentrum in Bad Soden, wurzelte in der eige­nen Überzeugung für die europäi­sche Idee.

Diese frühen europäischen Jahre fanden An­erkennung nicht nur bei den Kindern und Ju­gendlichen, sondern auch bei den Entsende­stellen und in der Politik:

„Ich beglückwün­sche Sie alle zu der erfolgreichen Arbeit, die nicht nur Berliner Kindern zugute­kommt, son­dern auch im Dienste der Verständi­gung und Freundschaft zwi­schen dem deut­schen und dem fran­zösischen Volke segensreich wirkt!“ Grußwort des Bundeskanzler Kon­rad Adenauer

„Lassen Sie mich allen Beteiligten im Namen des Senats und der Bürger von Berlin unseren herz­lichen Dank für Ihren Einsatz ausspre­chen, der seinen schönsten Lohn wohl in der Freude unserer Kinder fin­det … ” Re­gierender Bürgermeister Willy Brandt in einer Ansprache an den SfE


Organisatorische, finanzi­elle und sprachli­che Her­ausforderungen

So erfolgreich diese frühen „europäischen“ Jahre auch waren, so belastend und aufrei­bend waren sie auf der organisatorischen Ebene – und darüber hinaus wenig ausgereift in der inhaltlichen Konzeption. 1969 wurde eine erste Bilanz gezogen.

Am eindringlichsten waren die finanziellen Ungleichge­wichte. Während nach etwas holp­rigem Start vor allem in Frankreich das DFJW die Kosten für die Aufenthalte weitgehend übernahm – die Kinder kamen ja bewusst aus Familien, die sich einen Auf­enthalt aus eige­nen Mitteln nicht leisten konnten –, gab es keine andere bilaterale oder europäische Institution, die dem DFJW vergleichbar sol­che internationalen Ju­gendaustausche för­derte. Auch noch 2023, im 60. Jahr des Be­stehens des DFJW, gab es kein entsprechen­des europäisches Jugendwerk.

Der SfE war also darauf an­gewiesen, die Kosten für die internationalen Partner aus Eigenmitteln zu bestreiten, die an den deut­schen Hoch­schulorten durch vielfältige stu­dentische Finanzierungs­aktionen wie dem Erlös aus Blutspenden aufgebracht wurden. Auch für das Berli­ner Programm galten sie immer als notwendige Vor­aussetzung, um Zuwendun­gen vom Hilfswerk Berlin und aus anderen öffentlichen Kassen zu erhalten. Im Zeit­raum 1964 bis 1969 betrug die Summe dieser Eigenmit­tel knapp 800.000 DM, aller­dings mit abnehmender Ten­denz. Davon wur­den fast 50 % für die europäischen Aufenthal­te ausgegeben, obwohl ihr Anteil an allen Ferienlagern viel geringer war. Diese hohen Abflüsse der Eigenmittel belasteten das weit größere nationale Programm mit den Betreuers­chulungen und der Finan­zierung der Zen­trale in er­heblichem Maße. Ein großer Teil dieser Aufwendungen musste für den Unter­halt der Zentralen in den Partnerlän­dern auf­gewandt werden, so auch in Paris, weil es dafür auch vom ofaj keine Unter­stützung gab. Dabei waren die Zuschüsse aus Bad So­den keineswegs ausrei­chend. In Frankreich wur­den die Betreuer beispielsweise gebeten, möglichst per An­halter zu den Betreuerschu­lungen oder zur Auswerteta­gung nach Paris zu kommen, um Fahrtkosten zu vermei­den.

Neben den finanziellen As­pekten gab es eine Reihe ungelöster Fragen in Zusam­menhang mit der inhaltlichen Konzeption binationaler Auf­enthalte. Eines der immer wieder an pro­minenter Stelle genannten Ziele bezog sich auf den Abbau nationaler Stereotypien. Wie das ge­schehen sollte und ob es überhaupt in dreiwöchigen Ferienlagern gelingen konn­te, war völlig unklar. Im Ge­genteil: Trugen nicht Aufent­halte mit Kindern aus belas­teten Fami­lien, die die jewei­lige andere Sprache in den Lagern kaum oder sogar gar nicht verstan­den, vielmehr dazu bei, nationale Stereoty­pien eher noch zu verstär­ken? Gegenüber sol­chen berechtigten Fragen stand die Überzeu­gung, dass ge­meinschaftliches Erleben und Handeln unter Anleitung der Betreuer, die eine freundliche und offene Atmosphäre her­stellten, bereits zum Errei­chen dieses Zieles ausrei­chend wären. Eine wissen­schaftlich abgesicherte Grundlage darüber gab es nicht, auch nicht in der Lite­ratur, und erste aufwendige empirische Studien brachten dann auch das Ergebnis, dass sich bereits bestehende nationale Stereotypien tat­sächlich eher noch verstärk­ten. (Lauff, ebd. 530).

Eine demgegenüber weniger gravierende, aber im Alltag gleichwohl bemerkbare Schwierigkeit lag in den we­nig fundierten Kenntnissen der jeweils anderen Sprache. Das galt auch für die Betreu­er aus den unterschiedlichst­en Studienfächern, die etwa in den deutsch-französischen Aufenthalten bes­tenfalls auf ihre (Zweit-) Fremdsprachen­kenntnisse aus dem Schul­unterricht vertrau­en konnten. Zwar fanden zweisprachige Be­treuerschulungskurse statt, aber auch hier gab es nur selten Teilnehmer, die die jeweils andere Sprache gut beherrschten. Ungeach­tet der sprachlichen Anforde­rungen wurde 1969 sogar ein 4-Nationen-Aufenthalt durch­geführt, ein Experiment, das einmalig blieb.

Gleichwohl wurde die Pionier­arbeit des SfE-SfB im Bereich der internationalen Freizeit­pädagogik vielfach gewürdigt. Ein anerkennend­er Brief aus dem Generalse­kretariat des Deutsch-Französischen Jugenwerks vom 3. April 1969 hob hervor:

„Ich hatte jetzt Gelegenheit, die ersten Ergeb­nisse der von Herrn Lauff vorgelegten Stu­dien, die in Ferienlagern des „Student für Europa“ durchge­führt worden sind, kennen­zulernen; ich darf Sie zu die­ser Arbeit beglückwün­schen. Die Untersuchungen, die zu­nächst der Erfolgskontrolle Ihrer eigenen Maßnahmen dienen und Wege zur qualita­tiven Verbesse­rung zeigen sollten, zeigen Ansätze, die über Ihren Bereich hinaus für die internationale Arbeit von Bedeutung sein könnten. Die gute Zusammenarbeit des Deutsch-Französischen Ju­gendwerks mit Ihnen in die­sem Bereich besteht ja nun schon seit mehreren Jahren. Ich würde mich im beiderseiti­gen Interesse freuen, wenn die Untersuchungen weiter­geführt werden und Ergebnis­se bringen könnten, die für alle, die sich mit dem interna­tionalen Jugendaustausch befassen, von Nutzen sind“.

Und Ministerialdirektor Ludwig vom Bundesministerium für Familie und Jugend schrieb am 7. 2. 1969:

„Seit Jahren verfolge ich mit Interesse die Ar­beit, die der gemeinnützige Verein “Stu­dent für Europa-Student für Berlin“ leistet. Seine Aktio­nen im Bereich der Kinderferien­betreuung, die auf studenti­scher Initiative beruhen und eine große Bereitschaft sei­ner Mitglieder zum sozialen Dienst erkennen lassen, kön­nen aus­gesprochen als Erfolg angesehen werden. So hat der Verein in seiner Ferienak­tion 1968 insgesamt etwa 6.2oo Kinder durch 850 Stu­denten betreut. Ich sehe es als einen wichti­gen Beitrag zur internationalen Verständi­gung an, daß der “Student für Europa” sich bereits seit zehn Jahren um die Betreuung von Kin­dern aus zehn europäi­schen Ländern be­müht“.

Auch auf Erfahrungswissen aus vorherigen Aufenthalten konnte man nicht hinreichend vertrauen, weil die Fluktuati­on sowohl bei den Betreuern wie in den Schulungskursen auf­grund des beträchtlichen Zeitaufwandes zu­lasten des eigenen Studiums hoch war. Wie bereits während der ge­samten Gründungsgeschicht­e des SfE-SfB stand gegen­über all diesen möglichen Einwänden und Widrigkei­ten auch für das internationale Programm die Überzeugung, dass Handeln und Tun wich­tiger sei als die vorherige theoretische Durch­dringung aller mit den Lagern verbun­denen pädagogischen und sprachlichen Fragen. Idealis­mus und die Überzeugung, nach so vielen kriegerischen Auseinandersetzungen end­lich eine praktische Aufbau­arbeit für ein künftig friedli­ches Europa zu leisten, stan­den im Vordergrund des eu­ropäischen Pro­gramms.

Die rückläufigen Eigenmittel von ursprünglich einmal 165.000 DM pro Jahr auf nur noch 120.000 DM im Jahr 1969 bedeuteten aller­dings eine gravierende Restriktion für das europäische Pro­gramm – mit Ausnahme der von DFJW geförderten Aus­tausche. Die feh­lende finan­zielle Beteiligung aus den Partner­ländern führte auch dort dazu, dass es den weni­gen engagierten „Länder­chefs“ kaum gelang, Unter­stützer und Förderer für ihre Arbeit zu finden, zumal die Zentralen dort häufig nur aus den eigenen Studentenbu­den bestanden. Vor diesem Hintergrund empfahl der für dieses Programm zuständige Vorsit­zende Rolf von Lüde der Mitgliederversamm­lung im Herbst 1969, die europäi­schen Aktivi­täten auf ein für den Verein realistisches eu­ropäisches Programm mit einem Schwer­punkt auf den deutsch-französischen Auf­enthalten zu beschränken (von Lüde, Rolf, 1969: Stu­dent für Europa – Eine kriti­sche Analyse zur gegenwär­tigen Situation des SfE).


Rückbesinnung auf natio­nale Ferienfrei­zeiten

Diese notwendige und sinn­volle Fokussie­rung ange­sichts der finanziellen Re­striktionen reichte jedoch nicht zur Konsolidierung aus. Werner Lauff (1985, S. 535) beschrieb das spätere Ende der europäischen Aktivitäten wie folgt: „1971 versiegte die Energie des „Student für Eu­ropa”. Nach nur siebenjähri­ger Tätigkeit auf internationa­lem Feld mit 20.000 betreu­ten Kindern und Jugendli­chen aus zwölf europäischen Ländern sowie mit vielen Zigtausenden von Arbeits- und Begegnungs­kontakten in fast allen westeuropäischen Län­dern und mit einer Fülle von interessantem For­schungsmaterial bildete sich diese Orga­nisation zurück zur Einsprachigkeit des „Stu­dent für Berlin”. Noch vor dem eigentlichen internatio­nalen Durchbruch brach das müh­sam und kunstvoll aufge­baute Gebäude wie­der in sich zusammen. Die europäi­sche Moti­vation hatte sich am europäischen Unvermö­gen verbraucht.“

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