Michelele – Vereins­maskottchen und Symbol: Einfach mal in den (Ferien-) Himmel fliegen

Auf dem Briefpapier des SfE, auf Werbeplaka­ten zur Blut­spende für die Ferienaktionen, auf den Titelseiten der ver­schiedenen Liederbü­cher, fast überall findet sich „das Mi­chelele“, das Logo des Ver­eins. Dieses kleine Mädchen mit dem Luftballon begleitete den SfE fast die ganze Zeit. Es hat einen hohen Wiedererken­nungswert. Aber es lässt sich heute nicht mehr mit Sicher­heit herausfinden, wann es von wem gestaltet wurde.

Eine mögliche Spur führt zum Besuch des US-Präsidenten J. F. Kennedy am 26. 6. 1963 in Berlin. Zu diesem Anlass führ­te der Verein (da­mals hieß er noch „Student für Berlin“) eine Luftballon-Aktion durch, um auf sich aufmerk­sam zu ma­chen.

Im Verein hieß es „das Mi­chelele“. Namensge­ber war der gleichnamige italienische Kinderka­non, der schon in der ersten Liedersammlung, den Liederblättern von 1967 ent­halten war. Sein Text war wie bei manch anderen Kinderlie­dern eher banal und neben­sächlich: Michelele hatte einen weiß-roten Spaniel mit feinem Fell. Er frisst Süßigkeiten. Bra­vo Michelele, es lebe Michelel­e!

Es muss wohl bei den Betreuern des SfE ein wichti­ges Lied gewesen sein, denn es war gleich nach dem damals sehr populären Lied „Die Affen rasen durch den Wald“ auf der zweiten Seite abgedruckt. Die holländi­schen SfE-ler gestalte­ten die Titelseite ihres Lieder­buchs für die Ferienaktion 1970 mit ei­nem Michelele, das auf seinem Ballon sogar den italienischen Text zeigte.

Dieses Logo begleitete den Verein über die Jahre, es war immer dabei. Selbst in der Zeit, als marxistisches Gedan­kengut in den Köpfen einiger Mitglieder dominierte, dachte keiner dar­an, das Mädchen mit dem roten Luftballon abzus­chaffen – dazu gibt es im Ar­chiv nirgendwo einen Hinweis.

Zwei Randbemerkungen:

Zur 12. Auflage 1996, lange nach der Auflö­sung des Vereins und dem Verkauf des Lie­derbuchverlags 1982, überarbei­tete eine Mit­arbeiterin des Bund-Verlags das LIEDER­BUCH und strich eine gan­ze Anzahl der Lie­der, unter anderem den Kanon Michelele. Sie kannte be­stimmt nicht die Bedeutung, die das Lied für das Buch hat­te, denn es waren be­reits vierzehn Jahre vergangen, seit­dem der Bund-Verlag die Liederbuchrei­he vom SfE übernommen hat­te. Das kleine Mädchen mit dem roten Luftbal­lon ziert weiterhin das Titelbild des LIEDERB­UCH, jetzt aber „na­menlos“ …

Ein „Mädchen“ mit ei­nem roten „Ballon“: Wenn man die beiden Begriffe in eine Such­maschine eingibt, lan­det man schnell bei dem Bild „Girl with Bal­loon“ des britischen Künst­lers Banksy, das er 2002 in London auf eine Haus­wand ge­sprüht hatte. Dieses Motiv wur­de von ihm in mehreren Varianten ko­piert oder variiert und ging wohl auf­grund sei­nes hohen Wiederer­kennungswerts in das kollektive Gedächtnis der Kunstwelt ein. Im Oktober 2018 „zerstör­te“ sich die untere Hälf­te seines Bildes „Girl With Balloon“ durch sauberen Streifen­schnitt unmittelbar nach dem Verkauf für gut eine Million Pfund (1,18 Millionen Euro) im Rahmen einer Sot­heby’s-Auktion in Lon­don von selbst, in­dem der untere Bildteil durch einen im Rah­men versteckten Schredder gezo­gen wurde.

Bis 1969 war der SfE auch in England aktiv. Banksy ist vermutlich 1973 oder 1974 in der Nähe von Bristol gebo­ren. Spielte in seiner Kindheit das Michelele eine Rolle? Waren sei­ne Eltern oder ein Be­kannter vielleicht SfE-ler? Fra­gen über Fragen …

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