Liederbuch

Dass diese Liederbuchreihe einmal so erfolgreich werden könnte und dass insgesamt mehrere Millionen Hefte verkauft würden, so etwas hatte keiner voraussehen können. Das erste Liederbuch des „Student für Europa“ mit dem Namen LIEDERBUCH entstand eher zufällig: Für die Ferienaufenthalte mit den Kindern und Jugendlichen brauchten die Betreuer eine Sammlung passender Liedertexte.

Gemeinsames Singen in Ferienaufenthalten war üblich, so etwas gehörte Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre einfach dazu. Dazu wurde in den damaligen Betreuerrichtlinien des SfE eine Liste von Liedervorschlägen abgedruckt, ab 1967 gab es eine eigenständige Sammlung mit 28 Liedern auf neun Seiten. In ihr waren hauptsächlich Lieder aus dem europäischen Sprachraum enthalten, alle mit handgeschriebenen Noten und liebevoll mit kleinen Zeichnungen ergänzt.

Daneben existierte ab 1967 das „Liederheft“ mit Liedern ohne Noten, weil sie wohl „allgemein bekannt“ waren. Dieses Heft wurde jährlich zur Betreuungsaktion neu auf Wachsmatrize getippt, per Hand abgezogen … Mehr dazu hier.

Im Verein wurde ab 1974 angeregt, das Liederbuch grundsätzlich neu zu überarbeiten und dem Zeitgeist anzupassen. Insgesamt wurden 30 Titel gestrichen, der frei gewordene Platz konnte neu gefüllt werden. Im Fokus standen Lie­der, die man gut in Gruppen singen kann, die bei jungen Leuten bekannt waren oder die eman­zipato­rische Inhalte hatten. Dabei waren auch neue Kinder­lieder, die Selbstbewusstsein und Kritik­fähigkeit fördern sollten. Kleine Kommentare gaben wei­terführende Informationen. Ergänzt wurden u. a. bekannte internationale Lieder (z.B. „Bella ciao“), bekannte Songs der amerikanischen Folk-Bewegung (z.B. „Puff, The Magic Dragon“), zwei Lieder des GRIPS-Theaters, aber auch Stücke von Wolf Biermann.

Damit wurde das LIEDERBUCH endgültig von einem Kinder- und Jugendliederbuch zu einem Liederbuch für alle, die gern singen und auf Texte mit emanzipatorischem Inhalt Wert legen. Zusammen mit einem günstigen Preis von 6 DM wurde es zum beliebtesten Liederbuch im Deutschland der späten 70er Jahre, jährlich wurden davon über 150.000 Hefte verkauft. … Mehr dazu hier.

Immer wieder gab es Konflikte (von einigen auch „Skandale“ genannt) im Zusammenhang mit dem LIEDERBUCH oder der LIEDERKISTE. Meist liefen sie nach ähnlichem Muster ab: Eltern wollten ihre und andere Kinder vor vermeintlich schädlichen Einflüssen schützen, indem man sie von unliebsamen Liedern fernhält. Deshalb dürften sie keinen Zugang zu be­stimm­ten Liederbüchern mehr bekommen.

Ulklieder oder Nonsens-Verse bekamen eine Wichtig­keit und wurden als menschenverachtend oder gewaltverherrlichend angesehen, bestimmte politische Äußerungen galten als ein Angriff auf die Gesellschaft. Oft wurde anschlie­ßend von interessierter politischer Seite versucht, das Ganze zu einem Skandal hochzuspielen, um den politischen Gegner vorzuführen oder für den eigenen Standpunkt zu werben…. Mehr dazu hier.

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